Die Reise nach Hause
Ankommen
Change through self-realization
In Wirklichkeit quält mich ja nicht, dass die Zahl der verbleibenden Jahre ständig abnimmt, sondern dass ich diese Jahre, wenn nichts Entscheidendes geschieht, auf eine so belanglose Weise verbringen werde. …
Alle Entscheidungen von Belang, die ich selbst zu treffen hatte, sind längst getroffen, meine Ehe ist geschlossen, mein Beruf steht fest.
Jurek Becker
Im Laufe des Lebens und der beruflichen Laufbahn stellt sich früher oder später die Frage nach dem Sinn des Lebens. Meist beginnt diese Frage, und damit auch die „neuen“ Empfindungen um das vierzigste bis fünfzigste Lebensjahr. Weshalb lebe ich? Was macht mein Leben überhaupt lebenswert? Was sind eigentlich meine Werte?
Mit diesen Fragen beginnen wir, unser Leben zu reflektieren.
Die Zeit, die noch bleibt, um die langersehnten Wünsche noch zu erfüllen, wird kürzer und beginnt auch kostbarer zu erscheinen. Diese Fragen bieten jedoch auch wunderbare Möglichkeiten und Chancen, die wir zuvor – meist durch viele Arbeit und Projekte – nicht sehen konnten. Jetzt stehen sie direkt vor uns, rütteln uns wach und machen uns zunächst nachdenklich, dann meist etwas melancholisch und anschließend auch depressiv.
Die Frage stellt sich nun, was du mit diesen Fragen, die aus deiner Lebenserfahrung resultieren, machst. Sie können durch hartnäckiges Unterdrücken auch wieder verschwinden, oder sie bieten dir die Möglichkeit, mit einem neuen Leben zu beginnen. Das Lebensalter ist nicht immer unbedingt Garant für Lebensweisheit oder tiefgreifender Erkenntnis. Man kann ein Leben lang Wissen anhäufen und wenig oder nichts daraus lernen.
Gerade in dieser Lebensphase, in der diese Fragen auftauchen und das Privat,- Arbeits- und Gefühlsleben auf den Kopf stellen wollen, gibt es die große Chance, durch ein Hinhören und Innehalten eine neue Lebensphase des „Glücklich sein“ einzuläuten. Nicht immer muss das ganze Leben umgekrempelt werden und eine neues begonnen werden, wenn das alte doch ganz gut war. Dennoch bieten sich durch diese Phase Möglichkeiten, einige Veränderungen im „eingeschliffenen“ Lebensalltag vorzunehmen.
Die Gefahr in dieser Phase besteht jedoch darin, sich selbst zu belügen und sich mit dem zufriedenzugeben, was man hat, da es einfach bequemer ist. Veränderungen erfordern immer (mehr oder weniger) Energie und die Fähigkeit, sich umzustellen. Denk einmal an deine Jugendzeit oder an die Zeit zurück, als du mit deinem Job begonnen hast. Warst du flexibler als heute? Hast du nicht mehr in den Tag hineingelebt und weniger geplant? Viele von uns werden diese Fragen mit einem Ja beantworten müssen. Nun, es geht letztlich nicht darum, weniger zu planen, sondern es geht um die Flexibilität und die Möglichkeit, sich auf Neues einzulassen. Falls das nicht dein Wunsch sein sollte und du dennoch dein Leben (teilweise) verändern willst, wird es in diesem Fall schwierig. Es ist genauso, als würdest du einen wunderschönen Urlaub am Strand planen wollen, du dich aber nicht bereit erklärst, die Reisezeit mit Zug, Auto oder Flugzeug in Kauf zu nehmen.
Eins ist nicht zu vergessen: Die Sinnfrage ist nicht durch einen besseren Job, ein neues Auto, einen schönen Urlaub, eine Gehaltserhöhung oder eine neue Partnerschaft zu beantworten. Die Sinnfrage wird im Inneren beantwortet. Und die Innere Stimme deckt früher oder später Selbstlügen auf. Deshalb sei auf der Hut und sei ehrlich zu dir selbst.
Die Sinnesfrage wird zum Sinneswandel. Um unseren Sinneswandel auf die Spur zu kommen, also wirklich zu wissen, was wir wollen (wwww = wissen, was wir wollen), brauchen wir oftmals Unterstützung von Außen, da wir sonst nach unseren alten Mustern und eingefahrenen Verhaltensweisen handeln. Dies müssen wir uns erarbeiten und wir müssen uns tief mit uns selbst befassen, damit wir am Ende dieses lebenswichtigen Prozesses nicht enttäuscht (von uns selbst) sind. Es gilt, sich einen Kompass oder ein Navigationssystem zu kreieren.
Das eigene Wesen zu finden und ihm treu zu bleiben, ist das Wichtigste, was wir im Leben lernen können. Allein darauf kommt es an, und nur auf diese Weise dienen wir Gott (der Schöpfung) ganz: Dass wir begreifen, wer wir selber sind, und den Mut gewinnen, uns selber zu leben.
Denn es gibt Worte, es gibt Bilder, es gibt Gesänge, die nur in uns, in unserer Seele schlummern, und es bildet die zentrale Aufgabe unseres Lebens, sie auszusagen und auszusingen.
Einzig zu diesem Zweck sind wir gemacht; und keine andere Aufgabe ist wichtiger, als herauszufinden, welch ein Reichtum in uns liegt.
Erst dann wird unser Herz ganz, erst dann wird unsere Seele weit, erst dann wird unser Denken stark. Und erst mit allen Kräften, die in uns angelegt sind, dienen und preisen wir unseren Schöpfer, wie er es verdient.
Eugen Drewermann
Termine 2024
19. – 25. August
Termine 2025
11. – 16. August
Jenseits dieser Welt ist eine Welt, die ich will.
Du kannst dich nicht mit dem Gedanken begnügen, dass die Welt wertlos ist, denn wenn du nicht siehst, dass es etwas anderes gibt, worauf du hoffen kannst, wirst du nur niedergeschlagen sein. Unsere Betonung liegt nicht darauf, die Welt aufzugeben, sondern sie gegen etwas einzutauschen, was viel befriedigender ist, erfüllt mit Freude und imstande, dir Frieden zu schenken. Denkst du, dass diese Welt dir dieses bieten kann?
Ein Kurs in Wundern • Lektion 129